Der wahre Grund, warum Cannabis, Ecstasy und Co. in Deutschland verboten sind — aber Alkohol erlaubt

DHV-Chef Georg Wurth sprach ausführlich mit dem Business Insider über die Gründe für das Verbot von Cannabis in Deutschland.

„Viele Schüler, die schon morgens vor der Schule kiffen, erleiden einen Leistungsabfall, da Cannabis das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt. Es gibt aber auch Schüler mit ADHS, denen Cannabis hilft, sich zu konzentrieren“, sagt Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands im Interview mit Business Insider. „Außerdem ist durch Cannabiskonsum noch nie ein Mensch ums Leben gekommen.“

Der Deutsche Hanfverband fordert die Legalisierung von Cannabis. Damit ist keine bedingungslose Freigabe gemeint. „Das Verbot des Handels mit Cannabis führt zur Bildung eines Schwarzmarkts, auf dem jährlich hunderte Tonnen gehandelt werden. Das Ergebnis ist nicht nur eine massenhafte Kriminalisierung von Menschen. Das Verbot führt auch zu Verbraucherschutzproblemen, insbesondere zu fehlender Qualitätskontrolle“, sagt Geschäftsführer Georg Wurth. „Wir möchten den bestehenden Schwarzmarkt durch einen regulierten Markt mit Jugend- und Verbraucherschutz ersetzen“.

Die Idealvorstellung sei eine Reihe von Cannabis-Fachgeschäften, in denen geschultes Personal erwachsene Kunden berät. „Dealer verkaufen heute an Jugendliche, weil sie sich ja ohnehin strafbar machen. Aber wer mit einer Verkaufslizenz legal gutes Geld verdient, wird wohl kaum den Verlust der Lizenz wegen Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz riskieren“, sagt er. Dasselbe Konzept fordert er auch für Alkohol und Tabak, ebenso wie ein Werbeverbot für Suchtmittel allgemein.  

 In einer Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag des Deutschen Hanfverbands stimmten im Jahr 2018 46 Prozent der Deutschen für eine Legalisierung. Vier Jahre zuvor lag die Zustimmung noch bei 30 Prozent. „Wir sind kurz davor, in der Bevölkerung eine Mehrheit zu finden, die die Legalisierung von Cannabis wünscht“, sagt Wurth.

„Seit Jahren ist aber schon eine Mehrheit für die Entkriminalisierung der Konsumenten. Da müsste die Politik handeln, wenn man das Demokratieprinzip ernst nimmt“, sagt er. Seiner Überzeugung nach ist das nur eine Frage der Zeit. „Theoretisch wäre es denkbar, dass noch in diesem Jahr die Entscheidung gefällt wird, dass der Besitz geringer Mengen keine Straftat mehr ist. Experten aller Bundestagsfraktionen haben sich bereits für den nächsten Schritt, die Legalisierung von Cannabis, ausgesprochen.“