Argumente für und gegen eine kontrollierte Abgabe von Cannabis

Das Augsburger Magazin TRENDYone stellt die Argumente für und gegen eine Freigabe von Cannabis gegenüber und interviewte zu diesem Zweck auch Georg Wurth vom DHV.

Wie stehen Sie zu der bevorstehenden Cannabis Legalisierung?

Die Legalisierung von Cannabis wäre ein Meilenstein der deutschen Drogenpolitik und würde Millionen von Konsumenten entlasten, die bisher zu Unrecht kriminalisiert wurden. Es ist die überfällige Anerkennung der gesellschaftlichen Realität.

Der Kampf gegen den Schwarzmarkt beeinflusst die Sauberkeit der Drogen und dadurch die Sicherheit der Konsumenten. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Ein Ergebnis der Prohibition ist die Verunreinigung von Cannabis auf dem Schwarzmarkt. Konsumenten erhalten gestrecktes oder gepanschtes Cannabis, welches zum Teil erhebliche Gesundheitsrisiken birgt. So wurden in den vergangenen Jahren vermehrt synthetische Drogen in Cannabisblüten gefunden. 2007 kam es im Raum Leipzig gar zu Vergiftungen mit Blei. Verbraucherschutz und Qualitätskontrollen in einem regulierten Markt werden das verhindern.

Da es keinen bestätigten Cannabis-Toten gibt, scheint diese Droge weniger gefährlich zu sein als andere?

Der verantwortungsbewusste Umgang mit Cannabis von gesunden Erwachsenen ist relativ ungefährlich, vor allem wenn auf das Rauchen verzichtet wird. Cannabis ist nicht toxisch. Im Gegensatz zu Alkohol besteht nicht die Möglichkeit einer tödlichen Überdosierung.

Ferner sollten für Cannabis natürlich die gleichen Einschränkungen gelten wie für andere legale Rauschmittel – keine Abgabe an Jugendliche, keine berauschte Teilnahme am Straßenverkehr, kein Konsum während der Schwangerschaft und dergleichen.

Natürlich gibt es auch bei Cannabis Risiken, z.B. die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit. Cannabis ist also keinesfalls eine absolut harmlose Droge, aber sicher auch nicht das „Teufelszeug“, als welches es früher häufig dargestellt wurde.

Was halten Sie von dem Argument, dass die Polizei und die Justiz durch eine Entkriminalisierung deutlich entlastet werden könnte?

Insgesamt 220.000 Delikte in Zusammenhang mit Cannabis wurden 2020 laut BKA erfasst. Einen Großteil machen sogenannte „konsumnahe“ Delikte aus. Kriminalisiert werden also hauptsächlich die Konsumenten. Eine Entkriminalisierung würde somit den Großteil dieser Arbeit schlagartig überflüssig machen. Ökonomen schätzen die jährlichen Einspareffekte bei Polizei und Justiz durch eine Legalisierung auf 1.3 Mrd. Euro. Diese Mittel könnten sicher sinnvoller verwendet werden.

Der Staat könnte durch die Legalisierung von Cannabis mehr Steuergelder einnehmen. In welcher Form sehen Sie das als realistisch an?

Laut einer wissenschaftlichen Studie des Düsseldorf Institute for Competition Economics von 2021 könnte der Fiskus durch eine Legalisierung von Cannabis jährlich rund 3,3 Mrd. Euro einnehmen. Dabei wurde ein mittlerer Steuersatz angenommen, der weder Konsumanreize setzt, noch zu hoch ist, um den Schwarzmarkt zu verdrängen. Wir halten Steuereinnahmen in dieser Größenordnung für realistisch.