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Daniela Ludwigs Alibi-Prävention

Es ist der Drogenbeauftragten Daniela Ludwig sehr wichtig, im Zusammenhang mit Cannabis immer auf die Gefahren für Jugendliche und die Bedeutung von Prävention hinzuweisen. Ende September gab sie per Pressemitteilung die Förderung des Projekts „FriDA“ durch das Bundesgesundheitsministerium bekannt, bei dem Familien mit problematisch konsumierenden Jugendlichen beraten werden. Ende Oktober startete dann die angekündigte Social Media Kampagne “Mach dich Schlau” zur Cannabisprävention bei Jugendlichen. Doch was können Aktionen wie diese für die Sucht- und Präventionsarbeit in Deutschland wirklich leisten? Worauf kommt es bei der nachhaltigen Stärkungen der Beratungsstellen an und was brauchen die dort Beschäftigten wirklich?

Beispiel 1: „FriDA“
“Das Bundesgesundheitsministerium fördert das Projekt „FriDA“ (Frühintervention bei Drogenmissbrauch in der Adoleszenz) mit 123.965 Euro. Ziel des Projektes ist es, den Zugang von minderjährigen Cannabiskonsumierenden in die ambulante Suchthilfe zu verbessern”, so die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig in ihrer Pressemitteilung.

Bis März 2023 soll das auf auf “eine Stärkung der Vernetzung von Suchthilfe, Jugendhilfe und Schule” ausgerichtete FriDA-Beratungskonzept in zwölf Einrichtungen der ambulanten Suchthilfe eingesetzt und evaluiert werden. Bei zwölf Einrichtungen sind das also etwas über 10.000€ für einen Zeitraum von drei Jahren. Ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der oft in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Suchtberatungsstellen.

Beispiel 2: “Mach dich schlau”
Online-Präventionsarbeit mit Influencern scheint richtig, um gerade jüngere Menschen zu erreichen. Theoretisch also eine gute Idee, mit welcher die Drogenbeauftragte an die jugendliche Zielgruppe herantreten wollte. In der praktischen Ausführung kann dies aber auch fragwürdig und fachlich falsch sein, wie Dr. Dirk Kratz, Geschäftsführer vom Therapieverbund Ludwigsmühle bei “Freiheit ohne Druck” ausführt. In seiner Analyse der aktuellen Präventionskampagne der Drogenbeauftragten geht er sowohl auf inhaltliche Aspekte als auch auf die Vermengung von Social Media, themenfremden Influencern und Suchtberatung ein.

“Sehr enttäuscht”
Als Suchtberater zeigt sich Kratz enttäuscht angesichts des altbekannten “Hammers”:

“Wenn man kifft ist man doof, also muss man sich schlau machen, damit man eben nicht doof ist”.

Eine Stigmatisierung, die in der heutigen Suchtprävention eigentlich nichts mehr zu suchen hat. Auch sein Kollege Marc Hasselbach hat Kritik: Keine wirklichen Experten aus der Suchthilfe, keine Klarheit über die eigentliche Zielgruppe, insgesamt wirkt es wie alter Wein in neuen Schläuchen. Mehr als fragwürdig für Kratz: Eine Ärztin ohne suchtmedizinischen Hintergrund bietet ihre Hilfe in den privaten Nachrichten auf Instagram an. Ob das legitim ist, fragt sich Kratz in der Instagram-Story von “Freiheit ohne Druck” am 04.11. angesichts der Unterfinanzierung deutscher Suchtberatungsstellen, die immer öfter geschlossen werden und digital nicht fit sind, da die öffentliche Förderungen nicht ausreicht. Diese bestehenden Strukturen werden vernachlässigt und sind in ihrer Existenz bedroht, obwohl gerade diese vor Ort viel zu Cannabis machen und deshalb so wichtig sind.

Ein mit 100.000 Euro ebenfalls überschaubares Budget für eine Social Media Kampagne, in welcher fachfremde und bezahlte Influencer Suchtberatung in Instagram-Stories suggerieren, scheint aber vorhanden zu sein. Auch wenn die Influencer im Detail auf die BzGA verweisen, erscheint es durchaus fragwürdig, wenn unglaubwürdige Personen Suchtpräventionskenntnisse suggerieren und stigmatisierende Inhalte präsentieren.
Daniela Ludwig hat bis zum Ende der Legislaturperiode noch Zeit, sich um besser geeignete Aufklärungsarbeit, um die finanzielle Sicherung von nachhaltigen Präventionsprojekten und die Erhaltung kommunaler Suchtberatungsstellen zu kümmern. Es ist gut, dass sie als Schirmherrin beim bundesweiten “Aktionstag Suchtberatung” auftritt. Noch besser wäre es, wenn sie die porösen drogenpolitischen Säulen der Prävention und Beratung auch wirklich nachhaltig stärken und sich entschieden für millionenschwere Förderungen für die Arbeit in den Kommunen einsetzen würde, damit solche aus der Not geborenen Aktionstage überhaupt nicht erst stattfinden müssen.


Kommentare

5 Antworten zu „Daniela Ludwigs Alibi-Prävention“

  1. l

    Söllner
    Wenn schon immer jemand aus Bayern Bundesdrogenbeauftragte_r werden muss, dann doch nächstes Mal Hans Söllner. Warum nicht? Er würde es sicher machen.

  2. DerHanffreund

    Kein HTTPS / TLS noch zeitgemäß?
    Mich konnte die Seite http://www.mach-dich-schlau.tips nicht erreichen, oder besser gesagt, ich konnte die Seite nicht erreichen – sie übermittelt die Daten unverschlüsselt und daher wird sie (absichtlich) blockiert, was auch gut ist. Kein HTTPS im 21. Jahrhundert, gibt es sowas? Selbst Omas Näh-Blog hat HTTPS bzw. SSL (bzw. korrekterweise TLS. SSL war einmal).

    Ich weiß nicht ob es Formulare oder ähnliches auf http://www.mach-dich-schlau.tips gibt die persönliche Daten übermitteln, aber wenn das so sein sollte, ist es nicht DSGVO-konform! Denn ein gültiges TLS-Zertifikat ist nach DSGVO seit dem 25. Mai 2018 pflicht. Eigentlich sogar schon seit dem 1. Januar 2016, dem sind damals aber nicht alle nachgekommen. Seit dem 25. Mai 2018 haben zum Glück die meisten Seiten nachgeholt, vorher hatten nur die wenigsten Internetseiten HTTPS. Gerade wenn es um persönliche Informationen geht ist das ein absolutes No-Go die Daten unverschlüsselt zu übertragen. Ich als Programmierer, und die mehrheit der Datenschützer, sind sogar der Meinung, dass jegliche Kommunikation verschlüsselt (bis auf wenige Ausnahmen) werden sollte. Das hat auch gute Gründe, dessen Ausführung hier aber den Rahmen sprengen würde.

  3. M. A. Haschberg

    Absurde Drogenpolitik abschaffen.
    Solange die Bundesregierung an ihrer überaus schädlichen und unverhältnismäßigen Drogenpolitik festhält,indem sie die Verfügbarkeit von Hanfprodukten den Schwarzmärkten überläßt, wird Frau Ludwig keinen wirklichen Erfolg mit ihrer einseitigen Aufklärungskampagne haben.
    Wie soll ein Jugendlicher jemals eine derart unlogische und absurde Gesetzgebung verstehen, in der ausgerechnet die gefährlichsten Drogen Alkohol und Nikotin mit 200000 Todesopfern jährlich und bundesweit als legal eingestuft sind und eine hilfreiche Heilpflanze wie Cannabis, die keine Todesfälle verursacht und sogar Krankheiten vorbeugt, unter Strafandrohung verboten bleibt und dadurch ausschließlich kriminellen Strukturen überlassen wird?

  4. Tom77

    Gefangen in konservativen Denkmustern
    Das grosse Dilemma besteht meiner Erfahrung nach darin, dass Konservative die Menschen, um die es geht, schlichtweg nicht kennen und sie sich nicht in andere “Lebensmodelle” eindenken können. Dies zeigt sich beispielhaft oft darin, dass das Ursache-Wirkungs-Prinzip Drogen>Probleme bzw. Probleme>Drogen nicht erkannt wird – aus welchen Gründen oder Motivationen auch immer. Dass sich bei der überwiegenden Mehrheit der User überhaupt keine konsumbezogenen Probleme einstellen bzw. die User eigenverantwortlich den Umgang damit lernen, scheint zudem aus konservativ konditioniertem “Denken” (besser Erziehung?) heraus erst gar nicht in Betracht gezogen zu werden. Aber dieses Dilemma zieht sich m.E. durch sämtliche politischen Disziplinen – ich sehe das Problem in der Art und Weise, wie es personell zu Postenbesetzungen kommt…

    Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass derartig spiessig servierte Kampagnen bei der Zielgruppe ankommt (Kinder & Jugendliche). Für wie naiv und zurückgeblieben hält Frau Ludwig & Team die Kids heute eigentlich? Glaubt sie ernsthaft, Jugendliche lassen sich von einer Art interaktivem digitalem Waschzettel beeindrucken, unbeachtet der Realität, die sie selbst gerade durchleben?

    Ich denke, so wie es bei mir vor gut 30 Jahren auch war, dass die Kids schon besser beobachten und differenzieren können und sie die Diskrepanz zwischen Darstellung und Wirklichkeit erkennen. Aufgrund dieser Diskrepanz entschied ich mich vor langer Zeit bewusst für den Hanf und gegen den Alkohol – was nämlich gerne unter dem vielzitierten Teppich verschwindet ist der Umstand, dass die psychoaktive Droge Alkohol mindestens ebenso schädliche Folgen haben kann wie der Hanfmissbrauch, diese aber meist viel zerstörerischer sind: Coabhängigkeit (!), sozialer Absturz, Degeneration, Krankheiten, Gewalt, Unfälle…

  5. Sandy

    Prävention beginnt bei den Eltern…
    …und wenn die Eltern nicht mal wissen können, WAS Cannabis macht, dann können diese das Kind nicht schützen. Als erwachsene Person sollte ich gemäß Menschenrecht „Jeder Mensch ist frei“ mein Rauschmittel selbst aussuchen dürfen. Und wenn man als Erwachsener Cannabis ausprobiert hat, kann man die Erfahrung teilen. So, wie es jetzt läuft schürt man nur einen Waldbrand der Neugier, weil Jugendliche gerne verbotene Sachen machen, aber das weiß ja die Frau Ludwig sicherlich schon, oder auch nicht.

    Generell ist der Ansatz reine Steuergeldverschwendung, für diesen Rausschmiss möchte ich keine weiteren Steuern verschwenden! Mach es richtig oder holen Sie sich Hilfe, Frau Ludwig!

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