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Offener Brief an Gröhe – Fehler bei Cannabis als Medizin beheben

Gestern habe ich einen offenen Brief an Gesundheitsminister Gröhe abgeschickt. Wie viele andere möchte ich damit einen weiteren Impuls setzen, damit die Situation für Cannabispatienten zumindest nach der Wahl möglichst schnell verbessert wird. Hier könnt ihr den Brief vollständig einsehen. Wenn ich eine Antwort erhalte, werde ich sie ebenfalls veröffentlichen.

Bundesminister für Gesundheit
Hermann Gröhe
11055 Berlin

06.09.2017

Offener Brief – Fehler bei Cannabis als Medizin beheben

Sehr geehrter Herr Gröhe,

Das Gesetz zu Cannabis als Medizin machte tausenden Patienten in Deutschland große Hoffnungen. Hoffnung, weil nun endlich eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen möglich werden sollte. Patienten, die über eine Ausnahmegenehmigung für die Behandlung mit medizinischem Cannabis verfügten, konnten sich angesichts der hohen Kosten ihre Medizin oft kaum leisten. Manche verschuldeten sich privat, um ihre Therapie fortsetzen zu können. Andere sahen sich dazu genötigt, auf dem unregulierten Schwarzmarkt das ihnen helfende Cannabis zu erwerben oder selbst Cannabis anzubauen.

Damit sollte Schluss sein – dennoch ist nach knapp fünf Monaten die Hoffnung vieler Patienten auf eine grundlegende Verbesserung verflogen, welche sie bei der Bekanntmachung des Gesetzes Mitte März hatten.

In unserer täglichen Arbeit erleben wir regelmäßig, dass selbst Kostenübernahmeanträge von Ausnahmegenehmigungsinhabern, die also schon vor dem Gesetz medizinisches Cannabis verordnet bekamen, von den Krankenkassen mit logisch nicht nachvollziehbaren Begründungen abgelehnt werden. Ärztliche Diagnosen und Therapieeinschätzungen werden auf Sachbearbeiterebene oftmals komplett ignoriert. Selbstzahlende Patienten stellen in den Apotheken aufgrund der massive Preissteigerungen, die sich durch die Einstufung von Cannabisblüten als Rezepturarzneimittel ergeben, fest, dass sie sich ihre Therapien nicht leisten können. Ganz zu schweigen vom aktuellen Lieferengpass in den Apotheken, denn die meisten medizinischen Cannabisblüten sind über Monate nicht verfügbar.

Der Deutsche Hanfverband kritisiert die schleppende Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen, die hohen Preise für Medizinalhanf in den Apotheken sowie den akuten Lieferengpass, der die immer größer werdende Zahl von deutschen Cannabispatienten von der Fortsetzung ihrer Therapie abhält. Die Bundesregierung und das Bundesgesundheitsministerium müssen hier dringend nachbessern! Die Situation ist für Patienten, Ärzte und Apotheker untragbar und wird, sollte sich hier nicht schnell etwas ändern, letztendlich wieder genau zu einem Szenario führen, welches mit diesem Gesetz verhindert werden sollte:

Patienten werden wieder in die Illegalität gedrängt und werden mittel- bis langfristig mittels Eigenanbau die Versorgung in die eigenen Hände nehmen!

Der Deutsche Hanfverband fordert das Bundesgesundheitsministerium und die Bundesregierung dazu auf,

  • die Krankenkassen zu verpflichten, die Therapiefreiheit und Therapieverantwortung der Ärzte zu respektieren, die Austherapiertheit von Patienten zu achten und wirklich nur in begründeten Einzelfällen die Kostenübernahme zu verweigern. Patienten, die nachweislich positive Erfahrungen mit medizinischem Cannabis gemacht haben, können nicht mit Nebelkerzen wie dem Zweifeln der Krankenkassen an der medizinischen Wirksamkeit abgespeist werden.
  • Apotheker von den unnötigen Prüfungen des versiegelten und bereits geprüften eintreffenden Medizinalhanfs zu entbinden und so die Preise für medizinisches Cannabis von aktuell 25 Euro pro Gramm auf ein niedrigeres Preisniveau zu senken.
  • die Lizenzvergabe für den Medizinalhanfanbau in Deutschland angesichts der aktuellen totalen Abhängigkeit von ausländischen Importen und der immer weiter steigenden Anzahl deutscher Cannabispatienten massiv auszuweiten. Die von der Cannabisagentur geplante Produktionsmenge wird schon bei der aktuellen Zahl der Patienten nicht ausreichen. Hier müssen dringend weitere Anbaulizenzen zeitnah vergeben werden, um die medizinische Versorgungssicherheit der Patienten garantieren zu können.
  • die Möglichkeit der Selbstversorgung durch Eigenanbau erneut zu prüfen.

Mit freundlichen Grüßen

Georg Wurth


Kommentare

2 Antworten zu „Offener Brief an Gröhe – Fehler bei Cannabis als Medizin beheben“

  1. martin

    danke für den einsatz!!!
    danke für den einsatz!!! seit 2 monaten keine medizin und u.a. gerade probleme zu tippen (1 finger system) in slow motion… mal schaun wie lange das noch dauert, denn laut apotheke ist keine lieferung bzw liefertermin in nächster zeit bekannt… voraussichtlich okt. meinten die…

  2. Frank-Peter Jax

    Hallo zusammen. Ich finde
    Hallo zusammen. Ich finde Herr Wurth müsste dem Gröhe jede Woche diesen Brief schicken!!